Kommunalpolitik

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Fragen an Eva Leipprand, Autorin des Buches „Politik zum Selbermachen. Eine Gebrauchsanweisung“ (suhrkamp nova, 2011)

Klimawandel hier, globalisierte Wirtschaft dort, Entscheidungsvorgaben aus Brüssel und Berlin: Warum sollte jemand überhaupt in der Kommunalpolitik aktiv werden?
In der Kommunalpolitik ist man dicht dran am echten Leben. Natürlich gibt es Vorgaben und Einschränkungen aller Art. Aber wo, wenn nicht hier in der Kommune, können Bürger*innen versuchen, sich vernünftig selbst zu organisieren und ihr eigenes Umfeld zukunftsfähig zu gestalten? Dazu brauchen sie kompetente Vertreter und Partnerinnen in den Räten.

Vor welchen Herausforderungen steht eine Bürger*in, die sich in der Kommunalpolitik engagieren möchte und was sollte an Fähigkeiten mitgebracht werden? Was kann gelernt werden?
Kommunalpolitik ist ein Crash-Kurs in Realität. Man steht mitten im Strudel der unterschiedlichen Interessen, Erwartungen, Strategien. Was hilft? Gute Nerven, eine klare Vorstellung davon, was man erreichen will, dazu Interesse an den Menschen und die Fähigkeit, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Das nötige Sachwissen kann man sich aneignen.

Welche Rolle spielt der Infostand in der Fußgängerzone im Zeitalter von Facebook und Co?
Ohne Infostand geht es immer noch nicht. Wer gewählt werden will, muss in der Stadt präsent und sichtbar sein und das direkte Gespräch mit den Menschen suchen. Es geht nichts über einen leibhaftigen Händedruck.
 
„Ich bin gewählt!“ – was kommt dann?

Viel Arbeit, aber dafür gibt es keine Langeweile mehr! Man lernt unzählige Menschen kennen, arbeitet sich in sehr spezielle Themen ein, durchschaut aber auch mehr und mehr die Strukturen des politischen Lebens – in der Fraktion, im Rat, im Wechselspiel mit Wirtschaft und Gesellschaft - , und kann mit ihnen zielgerecht spielen. Manchmal spürt man auch so etwas wie Glück: ich kann tatsächlich mitgestalten!

 

Eva Leipprand, geboren 1947, studierte Anglistik und Geschichte, arbeitete zunächst als Lehrerin an einem Gymnasium und später als Autorin und Literaturkritikerin. Seit den achtziger Jahren engagierte sie sich in der Umweltbewegung und in Bürgerinitiativen, 1996 wurde sie für Bündnis 90/Die Grünen in den Augsburger Stadtrat gewählt und war dort von 2002 bis 2008 dritte Bürgermeisterin und Kulturreferentin.

Foto: (c) by Bündnis 90/Die Grünen